Interview mit Boris Zatko (Werbecomics)

Boris Zatko Selbstportrait

Boris Zatko  wurde 1973 in Basel geboren, wo er noch immer mit seiner Familie lebt.

werbecomics.info: Wie wurde Dein Interesse an Comics geweckt?

Boris Zatko: Geschichten waren und sind für mich eine Auszeit vom Alltag; ja fast schon eine Flucht. Ich verbrachte als kleiner Junge eine Menge Zeit vor dem Fernseher und sog die Serien und Filme der damaligen Zeit regelrecht in mich auf. Daneben zeichnete ich alles, was mir gefiel. Mit sieben Jahren entschied ich, nichts anderes mehr zu tun als das: zeichnen und schreiben. Und ich hab das mit allen Höhen und Tiefen bis heute durchgezogen. Comics haben mich da immer begleitet. Angefangen hat es natürlich mit Micky Maus, mit den Comics im Yps-Heft, Fix und Foxi, eben die ganzen damaligen Verdächtigen. Irgendwann entdeckte ich, dass es in Basel einen riesigen Comic-Laden gibt, und das war dann wie Ali Babas Höhle; ein gewaltiger Schatz an wilden Bildern und Comics, dem ich dann vollends verfallen bin.

werbecomics.info: Was waren/sind Deine Lieblings-Comicserien?

Boris Zatko: Auch hier die großen Klassiker: Spirou und Fantasio, Tim und Struppi, Asterix, Moebius, Bone, Buddy Longway, Percy Pickwick et cetera pp. Aber es gibt so viele andere Zeichner und Texter, die ich mag, das macht gar keinen Sinn, die alle aufzuzählen. Jedenfalls finden sich meine Lieblinge querbeet in allen Stilen und Genres.

werbecomics.info: Welchem Stil würdest Du deine Zeichnungen zuordnen?

Boris Zatko: Ganz klar klassisch funny.

werbecomics.info: Hattest Du bestimmte Vorbilder und wenn ja, welche?

Boris Zatko: Vorbild ist das falsche Wort, aber es gibt Künstler, die ich ehrlich bewundere. Und damit meine ich Kunstschaffende, die ihre Kreativität medial universell und abseits der Gefälligkeit ausleben. Toni Ungerer ist großartig, genau wie ein Peter Ustinov; einen Loriot genieße ich, von Ricky Gervais hätte ich gerne ein Kind, Charles Eames ist zum Schwelgen usw. Meine Vorlieben gehen da medial wirklich uneingeschränkt querfeldein.

werbecomics.info: 2004 wurdest Du einer der Hauptzeichner der Werbecomic-Serie der Sparkassen „KNAX“.  Kanntest Du die Serie bereits vor Deinem zeichnerischen Engagement? Ich denke, in der Schweiz ist sie eher weniger bekannt.  Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Boris Zatko: Ich als Schweizer kannte die Serie überhaupt nicht. Umso überraschter war ich, als ich das erste Mal jemandem aus Deutschland erzählte, dass ich KNAX zeichne. Dann kommt es immer wieder zu amüsanten Gesprächen. Zur Zusammenarbeit kam es, als Roberto Freire in einem Forum nach Zeichnern gesucht hatte. Ich hab mich da gemeldet und wurde nach einer Testseite zum Glück auch genommen.

werbecomics.info: Dein ganz eigener Stil (wie z.B. bei Lenas Insel oder Anna Fink zu sehen) findet sich auch bei Deinen Zeichnungen zu den KNAX-Geschichten wieder. Passte er sich gut in den KNAX-Stil ein?

Boris Zatko: Ich musste mich schon anpassen, klar. Und am Anfang gab es Bedenken bei der Redaktion, weil bei den Heften eine Geschichte von mir und die zweite von Ulf Graupner gezeichnete wurde. Unsere Stile sind ja auch recht unterschiedlich und das wurde bei diesen Anfangsheften mehr als deutlich. Uns störte das nicht, denn beispielsweise in den Micky Maus Heften sind die Stile ja auch recht verschieden. Aber wir verstanden auch die Einwände der Redaktion, und so entschieden wir dann, dass ich und Ulf uns mit den Heften einfach abwechseln. So bleibt der Stil zumindest in den einzelnen Ausgaben derselbe. Aber was meinen eigenen Stil betrifft, so versuche ich doch immer wieder etwas Neues, was man – denke ich – gut sehen kann, wenn man meine Hefte miteinander vergleicht. Und wir haben da auch eine gewisse Freiheit, worüber ich auch froh bin. Das bewahrt eine gewisse Lebendigkeit.

werbecomics.info: Welches ist Deine Lieblingsfigur in dieser Serie und warum?

Boris Zatko: Ich mag den Förster Wildfang immer mehr. Der ist noch aus altem Schrot und Korn und sitzt nicht so auf’m Mund. Ecken und Kanten sind mir wichtig, und der hat noch welche.

werbecomics.info: Wenn Du eine KNAX-Geschichte kreieren dürftest. Wie würde diese aussehen?

Boris Zatko:  Wahrscheinlich eher unspektakulär, also keine Reise in die Fantasie oder irgendeine verwunschene Schatzsuche. Eine Alltagssituation aus dem Ruder laufen zu lassen, das würde mich reizen; aus etwas Unscheinbarem ein absurdes Abenteuer stricken.

werbecomics.info: Wie sieht Deine Arbeitsablauf für KNAX aus. Welches Handwerkszeug benützt Du?

Boris Zatko: Zuerst kriege ich den Text, klar. Diesen Teile ich in Bilder ein und mache aufgrund dessen Thumbnails der Seiten. Diese blähe ich zum Format A3 auf, skizziere dann mit Blaustift die Geschichte und schicke diese dann der Redaktion. Darauf erhalte ich etwaige Korrekturen und setze die direkt beim Inken und Kolorieren um. Diesen Prozess mache ich komplett digital. Dann folgt der letzte Korrekturgang und ab geht’s zur Grafikabteilung.

werbecomics.info: Welche Projekte hattest und hast Du noch im Bereich der Werbecomics?

Boris Zatko: Letztes Jahr beendete ich den Comicstrip „Nico & Mirek“, den ich 10 Jahre lang für den Baslerstab gezeichnet hatte. Fast genauso lange mache ich schon den wöchentlichen Comic „Die Ladenhüter“ für die Zeitung der Coop, einer großen Ladenkette der Schweiz. Für die zeichne ich darüber hinaus auch noch den JaMaDu, eine Figur, die Kindern gesundes Essen und Bewegung nahebringen soll.

werbecomics.info: Welche Werbecomicserien sind Dir noch aus Deiner Kindheit bekannt?

Boris Zatko:  In der Schweiz gibt’s Spick, aber das wird in Schulen verteilt. Ist also eher ein Bildungsdings. Yakari gab’s als Apothekenausgabe, und dann … puh, ich kann mich gerade an keine anderen bedeutenden Publikationen erinnern, tut mir leid! Das war früher noch karger gesät als heute.

werbecomics.info: Welche Comic-Projekte hast Du sonst zurzeit in Arbeit? Eine schöne Sache war da z.B. Toms Reise, wo Tom eine abenteuerlich-verrückte Reise durch unterschiedliche Etappen unternimmt. Geht die Reise irgendwann weiter? Schön wäre es, wenn die Geschichte einmal in LeporelloForm gedruckt würde.

Boris Zatko: Toms Reise hab ich ja erst kürzlich endlich zu einem Ende gebracht. Eine Druckversion flunkert immer wieder in meinem Kopf herum, aber dazu wird es wohl nie kommen. Projekte hab ich aber mehr als genug. Mit einem Partner trete ich Ende Jahr in die Kampfarena der Kleinverlage. Neben der Neuveröffentlichung der Anna Fink Trilogie arbeite ich an drei Bilderbüchern, von denen zwei kurz vor der Fertigstellung sind und an einem Webcomic, der im Winter in mehreren Sprachen starten und dann wöchentlich fortgesetzt werden soll. Ausruhen gibt’s also nicht.

werbecomics.info: Ein weiteres interessantes Projekt war auch das Magazin „AUSGEZEICHNET!“, welches das Schaffen der unterschiedlichsten Zeichner vorstellte, aber auch die Künstler in Interviews zu Wort kommen ließ. Geht diese Projekt bald in die zweite Runde?

Boris Zatko: Leider nein. Aber nicht aus unüberbrückbaren Differenzen, wie es in  Hollywood so schön heisst, sondern einfach, weil das Leben für jeden  andere Wege vorgesehen hat. Aber wer weiss, vielleicht kreuzen sich die  Pfade wieder mal und dann kann man immer noch schauen.

werbecomics.info: Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

Boris Zatko: Gern geschehen und zu danken hab ich!

Boris Zatkos Internetpräsenz